Auf geht es zur zweiten Etappe auf der Schiefen Tour nach Pisa!
Das heißt: Ich hab nach der 1. Etappe Gefallen gefunden und werde die Tour fortsetzen.
Hier die Route:
Mein als Opel Corsa getarnter Ferrari bringt mich zurück zum Bahnhofsvorplatz Trittau. Ja, der Bahnhofsvorplatz mit Bahnhofsgebäude aber ohne Bahnhof, dafür mit Baum.
Von diesem ausgehend führt der Weg schnell zurück auf die ehemalige Bahntrasse mehr oder weniger schnurgerade durch Trittau. Oder besser: Trittau periphär tangierend.
Von daher bekommt man hier vom Ort wenig mit, bis auf den Blick auf einen Bogenschießplatz und abzweigende Wege in die Hahnheide, einem zum Naturschutzgebiet deklarierten Wald. Darin lt. Openstreetmap:
– Großer Hahnheider Berg (99m)
– Kleiner Hahnheider Berg (100m)
Vielleicht mache ich dort noch vor meiner Alpenquerung ein Höhentraining. Aber das hat noch etwas Zeit, von daher wandere ich weiter auf der Bahntrasse und erreiche den ehemaligen Bahnhof Trittau-Vorburg.
Früher sah es hier so aus: (LINK)
Ein etwas anderer Blickwinkel: (LINK)
Der Bahnübergang sieht heute fast noch genauso aus. Zumindest die Straße, die darüber führt.: (LINK)
Den dort auf der Bahntrasse liegenden Geocache spare ich mir entgegen der ursprünglichen Planung ob des wilden Bewuchses des für ein kurzes Stück wegfreien Bahndammes.
Weiter geht es auf der anderen Straßenseite vermeintlich auf dem Bahndamm, dann allerding wurde mir schnell klar, dass der Damm rechts des Weges, hinter dem ganz scheu ein Reh hervorblickte, dann wohl der wirkliche Bahndamm ist.
Eindeutig klar wurde dies an diesem tollen Viadukt über die Bille. Du Bille, Sie Bille, nein einfach Bille. Dieses Flüsschen wollte ich nun auf dem weiteren Lauf in Richtung Hamburg ein Stück weit begleiten. Aber noch nicht ab hier. Hier lockte ein Geocache auf den Bahndamm. Beim Besteigen desselbigen hoffte ich auf dem Rückweg hier nicht herunterzupurzeln, denn Bahndämme sind ja bekanntlich recht steil. Ein schöner Blick ergibt sich auf der anderen Seite über die Felder und die Bille.
Das dachte sich auch der Errichter dieses Rastplatzes.
Ein Trampelpfad führt auf dem Bahndamm weiter, verläuft dann aber leider im Gebüsch. Und ob es einen Weg nach unten gibt weiß ich auch nicht so recht. Also drehe ich lieber um und gleite mehr oder weniger elegant den Damm hinunter und setze den Weg neben dem Bahndamm bis Hamfelde fort.
Eine Schnecke wartete hier schon in der Überholung:
In Hamfelde gab es einst einen Haltepunkt: (LINK)
Er müsste sich links dieses Gebäudes befunden haben.
Heute ist die Papiertonne dran.
Von Hamfelde nach Dahmker geht es nun schnurgerade auf der Trasse weiter. Irgendwo mittendrin die Überraschung: Ein Gleisrest!
Ganz klassisch im Bahnübergang locken einige Meter zum Befahren mit einem Schienenfahrzeug. Leider besitze ich keine Klappdraisine, sonst hätte man diese hier nicht nutzen können, denn es sind ja nur ein paar Meter.
In Dahmker verlasse ich dann endgültig die Trasse der ehemaligen Bahnstrecke Bad Oldesloe – Schwarzenbek. Weiter ginge es wohl nur offway. Am hisigen Bahnübergang findet sich neben einem weiteren Gleisrest ein weiteres Überbleibsel der Vergangenheit.
Sprengschächte. Wer nicht weiß, dass es sowas gibt, denkt an schlichte Gullideckel. Leser dieses interessanten Beitrags auf geschichtsspuren.de wissen um die Bedeutung. Kurz gesagt hat man hier vorbereitet, dass falls im Kalten Krieg „der Russe kommt“, man den Bahnübergang schlicht hätte wegsprengen können um in Kombination mit der Bahntrasse ein Hindernis zu haben. Schließlich ist die ehemalige Deutsch-Deutsche Grenze hier kaum 30km weit weg. Hoffen wir, dass wir nie wieder für so etwas Notwendigkeit haben. Wo sie nicht störten, hat man die Schächte bis heute so belassen. Nicht nur hier wie ich später feststellte.
Regen. Nieselregen. Gut, dass ich einen Regenschirm dabei habe. Allerdings nur wenige Minuten.
Bäume gibt’s…
In Kuddewörde ist es bereits wieder trocken. Zumindest von oben. Ein Abstecher führt mich zur Bille.
Die starken Regenfälle brachten zeitgleich im Harz die Flüsse zum Überlaufen, hier auch. Stören tut es aber nur ein paar Pferde und Gassigeher, die ihre Anglerhosen nicht dabei haben um den auf die Brücke folgenden Wasserweg trockenen Fußes nutzen zu können.
Leise Befürchtungen, dass durch den hohen Pegelstand der im weiteren Verlauf durch mich zu begehende Billewanderweg teilweise überflutet sein können bestätigten sich zum Glück nicht.
Hier treffe ich zum ersten Mal auf den E1. Nein, nicht die Autobahn in Portugal, sondern den Europäischen Fernwanderweg E1. Diesen werde ich im weiteren Verlauf meiner Wanderung nach Pisa sicherlich öfter queren oder teilweise nutzen, schließlich verläuft dieser vom Nordkap nach Sizilien, da liegt Pisa ja auch grob in der gleichen Richtung.
Ich überquere die B404 wieder mit Hilfe einer Brücke. Grande. Bekannt durch die Autobahnabfahrt. Toll solche unscheinbaren Dörfchen, die nur weil eine Autobahnabfahrt so benannt ist doch irgendwie jeder kennt. Und sei es nur aus dem Verkehrsfunk.
Die Grander Mühle. Die Gaststätte hat leider noch zu, daher muss an der Kreuzung der Bäcker für eine Wegzehrung herhalten. Hier kann man sein Kanu in die Bille einsetzen, außer vom 1. März bis 14. August. Gut, dass ich sowieso zu Fuß gehen wollte.
Wer jetzt oben dem Link zu Geschichtsspuren.de gefolgt ist, wird auf dem 2. Bild eine Reihe vorbereiteter Trägerstecksperren entdecken. Unauffällig auffällig.
Ach herrje habe ich schon viel geschrieben. Ich hoffe ich langweile Euch nicht mit Details?
Nach einem kurzen Schlenker führt mein Weg, ebenso der E1, zur Bille, an der ich jetzt fast 10 Kilometer auf dem Billewanderweg bis Aumühle laufe. Leider an einigen Stellen etwas sehr viel matschig aber sonst sehr schön. Nutzwald links (teilweise getarnt durch ein paar Meter Naturwald), Bille rechts. Teilweise auf Flußniveau, teilweise mit echten Steiluferchen, immer bisschen rauf und runter.
Eigentlich wollte ich hier kurz nach der Halbzeit des Weges ja meine zuvor gekaufte Wegzehrung vertilgen, doch irgendwer hat vergessen im Naturschutzgebiet Bänke aufzustellen. Und der Boden ist doch sehr nass. Also kurzerhand ein Hochsitz gemietet und dort hoch gesetzt.
Es folgen 10 Kilometer perfekte Natur, Ruhe, Erholung. ABER: Selten habe ich mich so über Autobahnlärm aufgeregt. Fast die gesamten etwa 4 Kilometer bis zur Autobahn denkt man „in 200m laufe ich unter der Autobahn durch“. Erst als diese dann tatsächlich unterlaufen ist, wird es irgendwann ruhiger. Schallschutzwände auch in die Wälder!
Der Bus zurück von Aumühle nach Trittau fährt im Stundentakt. Beliebte Frage: Beeilen, oder Zeit lassen und eine Stunde später fahren. Als das Erreichen des Busses ohne besondere Eile aussichtslos erscheint, entscheide ich doch bis Aumühle vollständig an der Bille entlang zu wandern und nicht abzukürzen, wie es der E1 empfiehlt.
Ganze 2 Hundespaziergänger begegnen mir hier in Zivilisationsnähe.
Irgendwann ist dann doch Aumühle erreicht, auf einem See sind Jungschwäne zu beobachten. Ebenso Gäste zweiter Gasthäuser. Theoretisch hätte ich jetzt hier auch einkehren können und die Wanderung in Richtung Geesthacht fortsetzen können.
Das hebe ich mir aber für später auf, vertrödle die restliche Wartezeit auf den Bus auf der Bahnhofsbrücke mal wieder ein paar Eisenbahnfotos zu machen.
Besonders hervorzuheben hier 243 559-2 der Deutschen Reichsbahn.
Für nicht Eisenbahnkenner: Diese Lok war schon einmal im „modernen“ Rot der DB unterwegs, wurde dann aber ausgemustert und von der Privatbahn DeltaRail gekauft und im „Look“ von 1990 wieder auf die Reise geschickt.
Aumühle ist Endstation der Hamburger S-Bahnlinie S21. Die S1 nach Poppenbüttel fährt hier aber entgegen der Anzeige eigentlich nicht…
Fazit:
Strecke: 22km
Gehzeit: 7 Stunden
Die Tour war schon etwas länger als die erste Etappe, besonders der Abschnitt durch den Wald zog sich doch schon recht lang, was aber angesichts der tollen Natur absolut in Ordnung war. Ich hätte nach einer Pause sicher noch weiter gehen können, aber ich wäre dann auch nicht sinnvoll zügig wieder zurück gekommen und es fehlte mir mal wieder etwas an Zeit.