Nachdem wir schon am Vortag die 11. Etappe abgeschlossen hatten, waren wir am Morgen zwar immer noch leicht erschöpft, allerdings blieben weitere Blessuren aus und nach den 240.000dm am Vortag sollten nur noch 18.000m folgen. Es war also weit weniger „schlimm“ als unsere 8. und 9. Etappe wo wir an zwei Tagen insgesamt fast 68km hinter uns gelassen hatten.
Ein weiterer Vorteil, wir hatten bei „Mutti“ übernachtet. Wo erholt es sich besser? Ja, Wunstorf ist halt meine Heimatstadt… So musste natürlich auch ein kurzer Stadtrundgang sein.
Aber wir wollten ja nun auch weiter und uns stand leider nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung, wollten wir rechtzeitig in Bantorf ankommen. Und wir mussten ja auch noch unter Wasser…
Und dann verließen sie den Mittellandkanal (führt quer Mitten durchs Land, wie der Name schon sagt) und hasteten hastig durch den Haster Wald. Unseren guten Vorsätzen folgend, sammelten wir auf unserem Weg immer wieder hier und dort Müll auf. Unsere Tüte war schon als voll zu bezeichnen…
… da fanden wir eine ganz als leer zu bezeichnende Hinterlassenschaft eines Homo Sapiens. Wird wohl doch langsam Zeit, dass die Menschheit ausstirbt.
Der Deister ist natürlich nicht bei einer Eiszeit entstanden, wer soll das ganze Eis denn essen? Vermutlich haben den Hügel früher mal Menschen mit sogenannten „Bergwerken“ aufgeschüttet. Diese gab es im Deister wohl einige. Man hat dazu wohl Stollen gebacken und Kohle abgebaut. (Ist natürlich Unsinn, weiß doch jeder – Kohle gibt`s im Baumarkt). Auf jeden Fall hatte man später keine Lust die ganzen Loren zu verschrotten, sondern man hat die in den Orten ringsrum aufgestellt und als Geocacheverstecke recycelt.
Wer sich über die komische Schleife zum Schluss in unserer Route wundert: Wir hatten bis zur Zugabfahrt noch Zeit übrig um ein paar Geocaches „einzusammeln“.
Die 18,3km in 5,5 Stunden waren zwar kein Highlight, aber wir haben es trotzdem genossen die letzte Etappe durch die Norddeutsche Tiefebene zu wandern. So flach werden bis Mailand wohl nur noch meine Witze bleiben.
Um die Zeit im Zug produktiv zu nutzen, suchte ich nach einigen Geocaches, die auf der 11. Etappe auf (bzw. am) Weg liegen sollten. Dabei stieß ich auf einen Mystery-Cache, der sich auf den ersten Blick als recht leicht lösbar darstellte. Mit Hilfe von vorgegebenen Legosteinen sollten die Lösungsziffern gebildet werden. Das stellte sich allerdings als schwieriger als gedacht dar. Nach einigem Herumprobieren zeigt dann kurz vor Eilvese der „Geo-Checker“ doch noch ein grünes Licht. Puh, geschafft! So eine harte Nuss möchte nach dem gelöst werden natürlich auch gefunden werden, so begann der Wandertag erstmal mit einem Weg in die falsche Richtung – nach Norden. Unser Zeitplan sah heute eine relativ kurze Strecke vor, so dass es uns annehmbar erschien, unterwegs diesen und noch andere Geocaches zu suchen.
Ziel sollte Wunstorf sein. Kein Zufall, denn in Wunstorf bin ich aufgewachsen und wo übernachtet es sich besser als bei Mama?
Doch zunächst wandern.
Eine Hinweistafel und ein Geocache führten uns zu den Überresten des „Überseesender Eilvese“ (Link zu Wikipedia). Von 1913 bis 1929 konnte man hier Telegramme nach Übersee senden. Zwischen dem Funkturm mit 260m Höhe und niedrigeren Masten wurde ein Netz aus Antennen gespannt. Also quasi ein Internetz.
Irgendwann hat man dann festgestellt, dass man ja auch einfach anrufen könnte und das Ding dann wieder abgerissen.
Ein Fundament fanden wir im Wald – und in diesem ein Geocache…
Zunächst in den nördlichen Teil, wo auch heute noch Torf abgebaut wird. Offiziell Betriebsgelände fanden wir jedoch kein Hinweisschild welches ein Betreten verbietet… Ein wenig skurril mutet diese Landschaft schon an. Schreitet man durch den umrahmenden Wald, so blickt man auf eine weite, vom Raubbau des Menschen gezeichnete Fläche. Brauner Torfboden mit totem Holz und tapferen Gräsern. Muss das sein?
Ein einsamer Bagger wartet auf Beschäftigung. Gleisreste liegen im Moor. Immer
noch wird an einigen Stellen das abgebaute Torf mit Lorenzügen
abtransportiert, da Lkw hier einfach einsinken würden. Die Verbindung
der eigentlich noch aktiv aussehenden Gleise zum Betriebshof ist
allerdings gekappt und zugewachsen.
Zumindest scheint es, dass hier schon länger kein Zug mehr gefahren
ist:
Wir nähern uns dem Firmengelände. Ein Lorenzug ist abgestellt, ein weiterer Zug rattert an uns vorbei. Wir werden gefragt, was wir hier so machen. Dass wir zu Fuß auf dem Weg nach Pisa sind erwähnen wir vorsichtshalber nicht.
Der stillgelegte Bahnübergang über die „Moorstraße“ beweist, dass hier früher auch Züge auf 600mm-Gleisen fuhren. Heute verkehren die Züge auf 900mm Spurweite. Die Moorstraße ähnelt einer Achterbahn, schließlich sackt die Fahrbahn hier immer mal wieder ab. Aus Kindheitserinnerungen weiß ich, dass „früher“™ die Fahrbahn noch weit welliger war. Was ein Spaß!
Auf der anderen Seite der Straße wird das Moor inzwischen renaturiert. Erinnerungen werden wach, denn vor etwa 15 Jahren durfte ich mithelfen, hier einige alte Feldbahnschienen und Loren vor dem Verfall zu retten. Die Ecke ist inzwischen noch viel mehr zugewachsen und kaum noch begehbar.
Ein Holzsteg führt zu einem Aussichtsturm mit Blick auf das Meer. Meer? Mehr? Sind wir schon am Mittelmeer? Nein, der Turm ist weder schief, noch sind wir am Mittelmeer. Am Steinhuder Meer! Eine wahrlich gigantische Landschaft mit Natur pur. Zumindest hier am Ostufer ist das alles Naturschutzgebiet und für Menschen gesperrt. Daher hat man auf einer Radtour rund um das Meer tatsächlich nur selten einen Blick auf selbiges. Dafür halt diese Aussichtstürme.
Weiter geht es durch Durchschnittslandschaft ein paar Geocaches „einsammeln“.
Einen Lachflash verursachte ein Cache an einer ETWAS längeren Kette.
Bald standen wir am Zaun des Fliegerhorst Wunstorf. Heimat des LTG 62. Früher auch als Rennstrecke genutzt. Und wer hat gewonnen? (Und wer hat gewonnen?).
Nun wurde es nun doch schon langsam dunkel, nicht zuletzt weil sich eine dicke Regenwolke auf den Weg machte, uns zu besuchen. So durchquerten wir Wunstorf doch eher zügig und verschoben den Stadtrundgang auf den folgenden Tag, der Etappe 12.
Tatsächlich haben wir uns in der Zeit gehörig verschätzt. Eine Zugverspätung bei der Anreise, der Umweg zu Beginn und die vielen Geocaches kosteten einfach recht viel Zeit, so dass wir fast 3 Stunden später als ursprünglich gedacht am Ziel eintrafen. Allerdings haben wir uns auch bewusst dazu entschieden heute etwas mehr Zeit zu lassen, so dass das dann auch wieder keine Überraschung war.
Die 24 km legten wir in 9 Stunden zurück. Am Folgetag war nun eine noch kürzere Etappe geplant, die uns an den Rand der Erde der Norddeutschen Tiefebene und an den Fuß des Deisters führen sollte. Und das unter Wasser! Also: Dranbleiben!